© Henry Mundt

Stadtkirche St. Nikolai – Taufstein, Gotik und der sagenhafte Caspar

Die Stadtkirche St. Nikolai ist das älteste Gebäude der Stadt. Um 1250 in Feldsteinen begonnen, hat man sie schließlich im 16. Jahrhundert in Backsteinen fertiggestellt. Der spätromanische Taufstein aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist einer der ältesten in Brandenburg.

Um das Jahr 1200 entstand die Stadt als Kauf­mannssiedlung an einem wichtigen Oderübergang; im Jahre 1316 wurde sie erstmals urkundlich er­wähnt. Wie in jenen vergangenen Jahren bildet auch heute noch die Stadtkirche St. Nikolai das Zentrum Bad Freienwaldes. An der Spitze des dreieckigen Marktplatzes stehend, reicht ihre Geschichte bis in die Zeit der Stadtentstehung zurück. Bei ge­nauem Hinsehen entdeckt man, dass die roten gotischen Backsteinmauern zum Teil noch auf jenen Feldsteinen stehen, aus denen der Vorgängerbau des Gotteshauses im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Seitdem wurde die Kirche vielfach umgebaut und naturgemäß zog der Turm Blitze geradezu magisch an – zuletzt schlug er 1867 ein. Nicht für die Ewigkeit ge­lang damals der Wiederaufbau des ausgebrannten Turmes, die umfangreiche Sanierung nicht allein des Turmes tat ab 2006 dringend Not, denn auch im Kirchenschiff waren Risse aufgetreten und der Dachstuhl musste gerichtet werden. Das Material für Errichtung und Reparatur lieferten übrigens fast immer die Ziegeleien der Stadt. Eine Kirchenziegelei wurde bereits im Jahre 1414 erstmals erwähnt. Noch bis vor wenigen Jahren wurde an diesem Standort Ton abgebaut und daraus Ziegel produziert.

Im Inneren fällt sofort die scheinbar wirre Linienführung an der Decke des Kirchenschiffes auf. Als hätte man versucht, mit Schiffstauen zu klöppeln, wie der lokale Autor Ulrich Pfeil bemerkte: Durch Blitzschlag waren in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges Turm und Schiff beschädigt und es fehlten Geld und Fachleute, um das gewünschte Kreuzbogengewölbe zu mauern. Kurzerhand klebte man die Rippen an ein Tonnengewölbe und versuchte das Ganze farblich zu kaschieren.

Am Taufstein die Jahrhunderte spüren

Vor dem Renaissance-Altar steht ein runder Taufstein. Die das Becken zierenden romanischen Rundbögen weisen auf die Entstehungszeit hin. Wahrscheinlich gehört der Taufstein zur Erstausstattung der Kirche, ist also rund 800 Jahre alt und damit der zweitälteste Taufstein in der Mark Brandenburg. Kaum vorstellbar, dass dieses kulturhistorische äußerst wertvolle Exemplar in früheren Zeiten achtlos in der Sakristei stand – mit einer Holzplatte darauf diente er als Tisch.

Manchmal kehrt Caspar wieder

Seit 400 Jahren blickt Caspar von Uchtenhagen mild lächelnd in die Kirche: Das Hündchen an seiner Seite warnt ihn davor, eine vergiftete Birne zu essen. Caspar starb an einem langsam wirkenden Gift, mit dem die Birne oder Apfel (nicht eindeutig geklärt), durchtränkt war. Die Wirkung des Gifts zeigte sich im verändernden Verhalten des Knaben. Er wurde zunehmend trauriger, verlor seine Lebendigkeit und die Augen wurden matt. So will es eine Sage wissen. In der Tat starb Caspar sechs Jahre später und wurde wie die Uchtenhagens vor ihm in der Gruft vor dem Altar bestattet. Nach ihm kam nur noch ein Uchtenhagen, sein Vater. Das Geschlecht erlosch. Und wenn an manchen Abenden ein rotes Licht durch den Altarraum geistert, dann ist dies der kleine Caspar, der mit seinem Hündchen spielt.

Stadtkirche St. Nikolai

  • Amtsstraße 4
    16259 Bad Freienwalde
  • (03344) 3611

Öffnungszeiten

Die Kirche hat von Mai bis September geöffnet: Samstag: 10 – 15 Uhr, Sonntag: 13 – 16 Uhr