Der rote Backstein, aus dem der historische Turm gebaut ist, leuchtet rot in der warmen Sonne und mit den anmutigen Villen aus dem 19. Und 20. Jahrhundert im Vordergrund entsteht das Verlangen, Turm und Berg zu ersteigen. Kaum 25 Minuten benötigt man für diesen Spaziergang vom Bahnhof aus – und wird mit einer wunderbaren Sicht über Stadt und das Oderbruch bis hin zur Oder belohnt. Der Aussichtsturm ist gleichzeitig End- (oder Start)Punkt des Turmwanderwegs, der die insgesamt vier Türme rund um Bad Freienwalde auf einer 12 Kilometer langen Wanderung entlang des Barnimer Höhenzuges miteinander verbindet. Ein Tag wie in einem kleinen Mittelgebirge.
Schon immer ein Anziehungspunkt
Der Galgenberg war bei Wanderern uns Ausflüglern schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts der guten Aussicht wegen beliebt. In den Jahrhunderten davor endete ein Ausflug auf den Berg für Viele jedoch tödlich: Bis in das 18. Jahrhundert hinein diente der Berg der Stadt Bad Freienwalde als Richtplatz, 1603 wurde der Galgenberg als solcher erstmals erwähnt. Später wurden hier Glassand und bis 1960 auch Braunkohle abgebaut. Was dem Berg allerdings fehlte, war ein veritabler Turm, von dem aus Kurgäste ebenso wie Wanderer und Gipfelstürmer ihre Sicht noch mehr erweitern konnten –über die Baumwipfel des in Nord-Süd-Richtung verlaufenden fast alpin anmutenden Höhenzuges hinaus. 1859 beantragte der Prediger Johann Wilhelm Melcher den Bau eines Turmes auf dem Galgenberg, der seit der Kaiserzeit auch Wilhelmshöhe genannt wurde. Bis zur Einweihung des Turmes vergingen aber noch über 20 Jahre, in denen das Land gleich drei Mal in Kriege verwickelt wurde. Und so wurde der Turm am 18. Mai 1879 als „Kriegerdenkmal auf der Wilhelmshöhe“ eröffnet. An seinem Sockel befinden sich Gedenktafeln an die Gefallenen des Deutsch-Dänischen Kriegs (1864), des Deutschen Kriegs (1866) und des Deutsch-Französischen Kriegs (1870/71). Während der Zeit der DDR verfiel der Turm. Er wurde nach der politischen Wende saniert und 1995 wieder eröffnet. Der Turm ist 26 Meter hoch.
Zeugnisse jüdischen Lebens in der Kurstadt
Der Galgenberg mit seinem Aussichtsturm bietet neben der Fernsicht auch einen Rückblick in die jüdische Geschichte der Stadt. In der Stadt lebten viele jüdische Familien und so entstand am Fuße des Galgenbergs ein jüdischer Friedhof, der bis zum Jahr 1730 auch von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aus Wriezen genutzt wurde. In der Reichspogromnacht vom 09. Auf den 10. November 1938 wurde er geschändet und nach 1945 „beräumt“. Seit 1950 befindet sich ein Denkmal an seiner Stelle. Der ehemalige Friedhof ist von der Goethestraße aus erreichbar, der Fußweg dorthin führt links an der katholischen Kirche „Maria Hilfe der Christen“ ab.
Viele Wege zum Aussichtsturm
Es gibt mehrere Möglichkeiten, auf den Galgenberg zu gelangen. Für diejenigen, die eher auf der Suche nach einem kurzen Spaziergang sind, bieten sich die Treppenstufen am Ende der Melcher-, bzw. Linsingenstraße an. Der Turm ist jedoch auch über einen Abzweig des Oderlandwegs erreichbar und ist eine Station zum Erlangen des Turmdiploms. Für all diejenigen, die einen Tagesausflug wandernd im Märkischen Bergwanderpark rund um Bad Freienwalde verbringen wollen, bietet sich nach dem direkten Aufstieg über die Treppen die Fortsetzung über den Schanzen-, Eulen- und Bismarckturm an.