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Neulietzegöricke – ältestes Kolonistendorf im Oderbruch

Neulietzegöricke ist das älteste Kolonistendorf im Oderbruch: Angelegt 1753 nach der sechs Jahre zuvor begonnenen Trockenlegung präsentiert sich heute mit gepflegten Fachwerkhäusern, einer frisch renovierten Kirche und einem überaus regen Dorf- und Vereinsleben.

Zum unter Schutz stehenden Denkmalbereich gehören verschiedene Fachwerkhäuser in Traufstellung, die Dorfkirche mit Ausstattung von 1840, die Wohnhäuser Neulietzegöricke Nr. 31 und 41 jeweils mit Stallgebäude, eine Hofanlage bestehend aus Wohnhaus Neulietzegöricke Nr. 68 mit Stallgebäude und Scheune, der ehemalige Dorfkrug und der Vierseitenhof mit Taubenhaus. Das Ortsbild ist geprägt durch eine Reihe von 13 Fachwerkhäusern einschließlich der Gaststätte „Zum Feuchten Willi“ und dem „Kolonisten Kaffee“. Noch heute gut zu erkennen ist der bei Dorfgründung angelegte breite Wasserabzugsgraben. Der Aushub wurde dazu verwendet, die Fundamente der Häuser links und rechts des Grabens höher zu legen. Ein Dorfbrand im Jahre 1832 zerstörte das Dorf fast völlig – die historischen Gebäude stammen also nicht mehr aus der Zeit der Trockenlegung, lassen aber die ursprüngliche Dorfanlage gut erkennen.

Seinen Namen übrigens hat es von dem am östlichen Oderbruchrand gelegenen und heute zu Polen gehörenden Dorf Lietzegöricke, was so viel wie „kahler Hügel“ bedeutet. Die Dörfer der Kolonisten, die vor allem aus dem Südwesten Deutschlands und aus Österreich kamen, wurden auf der Gemarkung der bereits vor der Trockenlegung existierenden Dörfer angelegt. Noch heute kann man die einstigen Kolonistendörfer an der Vorsilbe „Neu“ erkennen, während die schon bestehenden Siedlungen zu Altdörfern mutierten. Und weil der Name Neulietzegöricke auch den Einheimischen etwas zu lang geraten scheint, kürzen sie es gern zu „Neulietze“ oder „Lietzejöricke“ ab

Der Dorfschulze führt persönlich

Der Dorfschulze höchstpersönlich führt Besucher durch Neulietzegöricke. Ganz neuzeitlich ist Horst Wilke Ortsbürgermeister, doch mit Kleidung und Sprache geht er in die Zeit der Dorfgründung zurück. Damals (und noch für lange Zeit) sprach man nämlich auch im Oderbruch platt, heute allerdings klönen nur die Älteren noch das historische Oderbruchplatt. Wer es hören (und Neulietzegöricke sehen) möchte, sollte das Dorf also unbedingt „besöken“, also besuchen. Zum Beispiel beim jährlich stattfindenden Kolonistentag. Und wer weiß, vielleicht wir der Besucher von heute ja der Neu-Kolonist von morgen.

Es heißt DAS Oderbruch

Während der Oderbrücher im Prinzip ein recht gemütlicher Menschenschlag und kaum aus der Ruhe zu bringen ist, gib es eine Sache, die gar nicht geht: Besucher reden nämlich schnell einmal Sätze daher wie „Schön ist er, DER Oderbruch!“ Dann kann es schon passieren, dass auch der freundlichste Oderbrücher grimmig entschlossen hervorstößt: „Es heißt DAS Oderbruch!!!“ Wenn Sie also von vornherein den richtigen Artikel verwenden, wird man Sie im Oderbruch garantiert sofort ins Herz schließen.

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