Stadtgeschichte & Ortsteile
Stadtgeschichte Bad Freienwalde
Was haben der Schriftsteller Theodor Fontane, die Lyrikerin Mascha Kaléko und der Heimatdichter Julius Dörr gemeinsam? Richtig, sie alle schwärmten von Bad Freienwalde.
Prächtige Wälder, versteckte Seen, hübsche Häuser eingebettet in eine grüne Hügellandschaft – kein Zweifel, dass die schmucke Stadt am Rande der Märkischen Schweiz schön anzuschauen ist. Dabei blickt sie auf eine bewegende Geschichte zurück, die bis ins Jahr 1200 zurück reicht.
Einst als Kaufmannssiedlung an einem wichtigen Oderübergang entstanden, wird Bad Freienwalde 1316 erstmals urkundlich erwähnt. Bis heute bildet die Stadtpfarrkirche St. Nikolai das Zentrum des Ortes. An der Spitze des dreieckigen Marktplatzes stehend, reicht die Geschichte der mittlerweile denkmalgeschützten Kirche bis in die Zeit der Stadtentstehung zurück. Die roten gotischen Backsteinmauern stehen zum Teil noch auf jenen Feldsteinen, aus denen der Vorgängerbau des Gotteshauses im 13. Jahrhundert errichtet wurde.
Die Ortsteile von Bad Freienwalde
Neuenhagen
Neuenhagen liegt im Zentrum der gleichnamigen Insel, die bei der Trockenlegung des Oderbruchs entstanden ist und von Oder und Alter Oder umschlossen wird. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert lebte hier ein Teil der adeligen Familie Uchtenhagen, die bis zum Aussterben der Familie im Jahr 1618 die Geschicke Freienwaldes und der Umgebung bestimmte. Von ihrer Präsenz zeugt heute noch das Schloss Neuenhagen, das Werner von Uchtenhagen 1575 erbaute und in dem sich heute eine außergewöhnliche Ferienunterkunft befindet.
Bralitz
Bralitz liegt malerisch in einer Schleife der Alten Oder und wird von mehreren kleinen Seen durchzogen. Der Dornbuschsee lädt mit kleinem Sandstrand, Spielplatz und Imbiss zum Baden und Verweilen ein. Schon von weither sieht man den gut 50 Meter hohen Turm der neogotischen Dorfkirche von 1890 über die Landschaft ragen. Sehenswert ist auch der alte Friedhof zwischen Triftstraße und Neuer Friedhofstraße mit Grabsteinen und einer Kapelle aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Hohenwutzen
Der Ortsteil Hohenwutzen liegt malerisch auf einem Zipfel der Insel Neuenhagen zwischen der Alten Oder und der Stromoder. Die Hohenwutzener Brücke führt über den Fluss nach Polen, wo man, vorbei am sogenannten „Polenmarkt“, weiter in das Städtchen Zehden/Cedynia gelangt. Der historische Dorfkern, ehemals eine slawische Siedlung, befindet sich an der Dorfstraße am nördlichen Rand des Ortes.
Schiffmühle
Der ursprünglich aus den drei Dörfern Schiffmühle, Gabow und Neutornow bestehende Ortsteil liegt nordöstlich der Kernstadt und ist ein authentischer Fontane-Ort. In einem unscheinbaren Fachwerkhaus lebte hier Fontanes Vater Louis Henri bis zu seinem Tode 1867. Eine Ausstellung illustriert das Alltagsleben zu dieser Zeit, ergänzt wird sie durch ein kleines Apothekermuseum. Louis’ Grabstein liegt übrigens neben der Neutornower Kirche.
Altglietzen
Das Straßendorf Altglietzen ist nur einen Katzensprung von der Oder und damit von der polnischen Grenze entfernt. Neben der denkmalgeschützten Dorfkirche samt Pfarrhaus ist die örtliche Ziegelei Golem einen Besuch wert. Auf deren Gelände befindet sich ein historischer, sogenannter Hoffmannscher Ringofen von 1878, der die lange Tradition der Ziegelherstellung im Ort dokumentiert. Im Sommer bietet der idyllisch gelegene Kleine Krebssee eine willkommene Abkühlung, frischen Fisch gibt es bei der Oder Fisch GmbH.
Altranft
Das Dorf südöstlich von Bad Freienwalde ist vor allem für das um 1600 erbaute Herrenhaus samt Park bekannt. Heute beherbergt es das sehenswerte und überraschend modern gegestaltete Oderbruch Museum, in dem Geschichte und Leben im Bruch anschaulich und interaktiv präsentiert werden. Zum Museumensemble gehören neben dem Park auch die Kirche und mehrere Häuser des historischen Gutsdorfes.
Hohensaaten
Bei Hohensaaten treffen sich mehrere Wasserstraßen, die durch zwei moderne Schleusenanlagen sowohl miteinander als auch mit der Oder verbunden sind: Die Alte Oder und ein Abschnitt der Oder-Havel-Wasserstraße. Nicht nur die Lage am Wasser, sondern auch die umliegenden Wälder mit der Lunower Bauernheide machen den Reiz dieses hübschen Dörfchens aus.
Die Stadtpfarrkirche St. Nikolai - das älteste Gebäude in Bad Freienwalde
Seit ihrer Errichtung wurde die Kirche vielfach umgebaut und naturgemäß zog der Turm Blitze geradezu magisch an – zuletzt schlug er 1867 ein. Nicht für die Ewigkeit gelang damals der Wiederaufbau des ausgebrannten Turmes, so dass er 2006 erneut saniert werden musste. Denn auch im Kirchenschiff waren mittlerweile Risse aufgetreten und der Dachstuhl musste gerichtet werden. Das Material für die Reparaturen lieferten übrigens fast immer die Ziegeleien der Stadt. Eine Kirchenziegelei wurde bereits im Jahre 1414 erstmals erwähnt und hat bis vor wenigen Jahren noch an diesem Standort Ton abgebaut und daraus Ziegel produziert.
In der Kirche befindet sich auch die Gruft der Adelsfamilie von Uchtenhagen, die von 1375 bis 1618 über Bad Freienwalde herrschte. Von der Wand rechts neben dem Altar blickt das Kinderbild von Caspar von Uchtenhagen herab. Um dessen frühen Tod Anno 1603 rankt sich eine Sage, die auch Theodor Fontane bei einem seiner Besuche niederschrieb. Die Uchtenhagens haben übrigens bis in die Neuzeit ihre Spuren hinterlassen. So findet sich beispielsweise das sechsspeichige rote Rad aus ihrem Familienwappen heute im Bad Freienwalder Stadtwappen wieder.
Bad Freienwalde - Stadt der Baudenkmäler
Nur wenige Meter von der Kirche entfernt, steht seit 1855 das historische Rathaus, das an der Stelle des baufällig gewordenen Vorgängerbaus errichtet wurde. Wie ein Aushängeschild wirbt es für die zahlreichen historischen Bauten Bad Freienwaldes und ist für viele Gäste Ausgangspunkt für einen (auf Wunsch auch geführten) Stadtrundgang.
Außer dem Straßennamen „Hammerthal“ erinnert heute kaum mehr etwas an die spannende Bergbaugeschichte der Stadt. So soll in den Papenbergen sogar Silber abgebaut worden sein; es gab einen Eisenhammer, ein florierendes Alaunwerk, Bergmänner und Bergparaden und nicht zuletzt auch kleine Braunkohlebergwerke. Das letzte kleine Bergwerk, die Grube „Friedensschacht“ unterhalb des Aussichtsturmes, schloss erst 1960.
Übrigens: Keine Stadt im Landkreis Märkisch-Oderland hat mehr Baudenkmale aufzuweisen als Bad Freienwalde und nicht jedes dieser Denkmäler und Gebäude gibt seine Geschichte(n) auf den ersten Blick preis. Eines dieser Beispiele ist das einstige Jagdschloss des Großen Kurfürsten hinter der Kirche. Es ist längst nicht mehr als ein solches erkennbar und erscheint heute in frischen Farben wie ein Nebengebäude des früheren Kreishauses.
Dahinter beginnt, in Richtung Niederoderbruch, der noch immer dörfliche Ortsteil Altkietz. Hier hatten ursprünglich slawische Fischer ihr Auskommen, bis die Trockenlegung des Oderbruchs aus deren Nachfahren endgültig Bauern machte. Im Jahre 1928 wurden die bis dahin selbständigen Dörfer Altkietz und Alttornow nach Bad Freienwalde eingemeindet.
Heilquellen für die »Zipperlein« des Großen Kurfürsten
Vor dem Rathaus steht der von dem leider viel zu früh verstorbenen Künstler Horst Engelhardt geschaffene Tröpfelbrunnen. Er befindet sich unweit jener Stelle, wo bis zu seinem Abriss 1983 ein sowjetisches Siegesdenkmal den Marktplatz mehr oder weniger zierte. Der Brunnen nun weist mit der Inschrift „Die Seele erfrischen, das Herz erlaben, im Bade kannst du beides haben“ bereits auf eine weitere Bad Freienwalder Besonderheit hin.
Die Quellen mit ihrem heilkräftigem Wasser, die nicht nur um das Jahr 1684 herum dem bereits erwähnten Großen Kurfürsten Linderung von seinen diversen „Zipperlein“ verschafften, sondern auch das nach den Drangsalen des Dreißigjährigen Krieges daniederliegende Städtchen (in den Straßen soll Gestrüpp so hoch gewachsen sein, dass man sich darin verstecken konnte) neues Leben einhauchte: Vor den Toren Freienwaldes entstand der spätere Gesundbrunnen, durch den Bad Freienwalde zur ältesten märkischen Kurstadt wurde und zu dem man damals wie heute auf der gleichnamigen Straße gelangt. Vom Markt ausgehend geht es ein Stückchen bergauf die Königstraße entlang. Auch hier Geschichte und Geschichten auf Schritt und Tritt: Das Eckhaus Uchtenhagenstraße, in dem 1909 der Schriftsteller und Psychoanalytiker Hans Keilson geboren wurde. Der Bad Freienwalder Ehrenbürger lebte seit seiner Emigration 1936 in Holland, wo er 2011 hochgeehrt verstarb. Eine weitere Tafel an seinem ehemaligen Wohnhaus erinnert an den Dichter Karl Weise, den Theodor Fontane den „märkischen Hans Sachs“ nannte.
Fast ein wenig unpassend zwischen all den klassizistischen Fassaden in der Königstraße wirkt das Fachwerk von St. Georg: 1696 erbaut, drohte dem nicht mehr als Kirche genutzten Gebäude in der DDR der (gedankenlose) Abriss. Das beherzte und jahrelange hartnäckige Engagement der Freienwalder rettete die hübsche, kleine Georgenkirche. Seit 1986 dient das Kirchlein als Konzerthalle. Nur wenige Schritte weiter, wo die Rathenaustraße abzweigt und direkt zum Schloss führt, begegnen wir mit der von dem Freienwalder Künstler Axel Anklam geschaffenem Kunstwerk „Lichtung“ wieder dem hier fröhlich sprudelnden Wasser. Ganz anderes Wasser wäre der Stadt nach der Überschwemmung 1947 genau 50 Jahre später noch einmal zum Verhängnis geworden: Das Oderhochwasser! Während 1997 der unermüdliche Einsatz tausender Helfer einen Deichbruch verhinderte, der die Stadt wohl bis an den Markt heran überflutet hätte, hat das 1947er Hochwasser bis an die alte Post gereicht, woran dort auch ein kleiner Gedenkstein erinnert.
Streifzüge durch die ältesten Straßen der Stadt
Ebenso die Wasserstraße, deren Name noch an das einstige Wassertor erinnert. Sie zieht sich am Freienwalder Landgraben hin, der zur Entwässerung von Teilen des Oderbruchs dient. Kaum vorstellbar, dass Reisende, die vor dessen Trockenlegung über Schiffmühle in die Neumark wollten, mit einer Fähre die „Große Hechtsee“ überqueren mussten. Theodor Fontane freilich konnte seinen in Schiffmühle wohnenden Vater längst per Kutsche besuchen – schon in der Uchtenhagenzeit wurde der heutige Weidendamm gebaut.
Fontane war es auch, der Freienwalde attestierte, dass es seinen Bergen alles verdanke: „Von dort aus kommen seine Quellen und von dort aus gehen die Fernsichten ins Land hinein.“ Eine jener Berge ist der Ruinenberg oberhalb der Weinbergstraße mit der wunderschönen Aussicht von der künstlichen Ruine auf die Freienwalder Altstadt und ins Bruch. „Der Anblick ist schön in seiner Art“, sinniert der Schriftsteller von dort oben zum Abschluss seiner Wanderung durch unsere Stadt „und wer krank geworden im Licht und Staub und all dem Blendwerk großer Städte, der wird hier Genesung feiern und dieses Grün begrüßen, wie ein Durstiger einen Quell begrüßt.“