Idyllisches Haus
Familien, Radfahrer, Natur- und natürlich Kulturliebhaber dürfen sich ab der neuen Saison 2020 wieder angesprochen fühlen, hier Rast zu machen: Bei Kaffee und Kuchen, Spielplatz, Pavillon und kleinem Bauerngarten – und natürlich ganz viel Fontane. Denn es gibt kaum einen besseren Platz zum Verweilen als das Fontanehaus Schiffmühle mit seinem alten Garten: Idyllisch liegt das Haus zwischen der gemächlich dahin fließenden Alter Oder und den steil aufragenden Hängen der Insel Neuenhagen. Der Ortsname geht auf eine heute nicht mehr existierende Schiffsmühle zurück, die durch den früher noch viel stärker strömenden Fluss angetrieben wurde.
Unscheinbar und klein ist das Fachwerkhaus, das Theodor Fontanes Vater Louis Henri hier im Jahre 1855 erwarb. Bis zu seinem Tod 1867 war das kleine Haus sein Lebensmittelpunkt; in die Weltliteratur ging es durch Theodor Fontanes Beschreibung in seinen „Kinderjahren“ ein. Heute ist es ein authentischer Erinnerungsort an Vater und Sohn Fontane und zugleich die Heimatstube des Ortes Schiffmühle.
Neue Ausstellung
Pünktlich zum Fontanejahr 2019 laden Haus und Garten mit einer völlig neugestalteten Ausstellung ein; endlich kann man nun auch den Weg, den Vater und Sohn „auf den Bergrücken“ gingen, selbst gehen und eine fantastische Aussicht genießen. Im Haus selbst gibt es neben Alltagsgegenständen und Heimatliteratur auch die Küche von Haushälterin Luise Papke zu bestaunen, die berühmt war für ihre Schweigsamkeit aber auch für ihren Eierkuchen und vor allem den wohlschmeckenden Kaffee. Ergänzt wird alles durch ein kleines Apothekenmuseum. Schließlich waren Fontanes Vater und auch sein weltberühmter Sohn Apotheker.
Und wie solch eine Schiffsmühle funktioniert, können Klein und Groß künftig an der Wasser-Erlebnisstation ganz praktisch selbst ausprobieren. Das Wasser, welches die kleine Schiffsmühle antreiben wird, kommt übrigens noch aus jenem Brunnen, aus dem schon Fontanes Vater geschöpft hat!
Schiffsmühle und Apotheker-Museum
Fontanes Vater lebte hier mit seiner Haushälterin, „die nach dem Satze lebte „Selig sind die Einfältigen‚“, wie Sohn Theodor spöttisch anmerkte. Sie konnte des Vaters Wunsch nach „Aussprache“ nicht erfüllen, „zum Glück“, schrieb Theodor Fontane in seinen „Kinderjahren“, hatte dieser sich „schon vorher an Selbstgespräche gewöhnt. Er dachte laut; das war immer seine Aushilfe.“
Fontane beschreibt auch das Innere des Häuschens: „Die Thüren standen auf und gestatteten einen Einblick in das ganze Hausgewesen. Zu jeder Seite lagen zwei Räume, rechts die meines Papas, links Luisens Stube und die Küche. „Laß uns hier eintreten“, sagte mein Vater und führte mich in seine nach dem Hofe hinaus gelegene Schlafstube, drin sich außer einem sehr breiten Fenster auch noch ein ganz kleines Extrafenster befand, ein bloßes Kuckloch, das immer aufstand und vor dem ein Gardinchen im Winde wehte.“
1867 gab es einen letzten Besuch des Dichters bei seinem Vater: „Nun lebe wohl und laß Dich noch mal sehen.“ Er sagte das mit bewegter Stimme, denn er hatte die Vorahnung, daß dies der Abschied sei. „Ich komme wieder, recht bald.“ Er nahm das grüne Käpsel ab und winkte. Und ich kam auch bald wieder. Es war in den ersten Oktobertagen und oben auf dem Bergrücken (…) ruht er nun aus von Lebens Lust und Müh.“
Zieht vorüber im trägen Lauf
Das Fontanehaus ist Beginn des Weges „Vater & Sohn“, der zur hoch über der Oder aufragenden Kirche des Ortsteiles Neutornow führt. Hier hat der Vater seine letzte Ruhestätte gefunden. Theodor Fontane widmete seinen Eltern ein Gedicht. Über den Vater heißt es dort: „Und ein andrer Platz, dem verbunden ich bin: Berglehnen, die Oder fließt dran hin, Zieht vorüber in trägem Lauf, Gelbe Mummeln schwimmen darauf. Am Ufer Werft und Schilf und Rohr, Und am Abhange schimmern Kreuze hervor, Auf eines fällt heller Sonnenschein – Da hat mein Vater seinen Stein.„